Wie etabliert man eine Präventionskultur, die von allen gelebt wird?

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Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (ASGS) sind keine Ziele, die man einmal erreicht und sich dann nicht mehr mit ihnen befassen muss. Sie erfordern tägliches Bewusstsein und kontinuierliches Engagement. Damit sie für alle Mitarbeitenden zur Selbstverständlichkeit werden, muss eine echte Präventionskultur etabliert und kontinuierlich ins Bewusstsein gerufen werden. In der Folge ein paar grundlegende Elemente, wie man dies erreicht.

Die Präventionskultur bezeichnet die Gesamtheit der Werte, Normen, Verhaltensweisen und Grundsätze im Zusammenhang mit Sicherheit und Gesundheitsschutz, die innerhalb einer Organisation respektiert und geteilt werden. Eine Präventionskultur lässt sich nicht einfach anordnen. Sie entwickelt sich schrittweise durch die Interaktionen zwischen den verschiedenen Akteuren und Akteurinnen und befindet sich somit in ständiger Entwicklung. Wichtig ist auch, dass sie alle Unternehmensbereiche durchdringt. Wenn die Themen Gesundheit und Sicherheit nur Angelegenheit eines Teils der Organisation sind, kann man nicht wirklich von einer Kultur sprechen. Die ASGS-Spezialisten und -Spezialistinnen haben in diesem Prozess eine zentrale Rolle. Sie ermöglichen und fördern den Wandel.

Die 6 Schlüsselfaktoren der Präventionskultur
Sechs grundlegende Prinzipien charakterisieren die Präventionskultur:

  1. Kommunikation: Eine klare, positive und wertschätzende Kommunikation ist essenziell. Sie macht die Sicherheit im Alltag sichtbar und fördert das Engagement. Wenn die Botschaften und Massnahmen mit konkreten Beispielen und Erklärungen der Notwendigkeit kommuniziert werden, sind sie leichter fassbar und werden besser akzeptiert.
  2. Führung: Leadership durch Vorbild ist ein starker Hebel: Teams zu führen, das erwartete Verhalten zu zeigen und regelmässig konstruktives Feedback zu geben, unterstützt die Aneignung der sicherheits- und gesundheitsfördernden Praktiken.
  3. Verständnis: Die Regeln und Werte müssen verstanden werden, um auf Akzeptanz zu stossen. Eine als aufgezwungen wahrgenommene Anweisung hat weniger Chancen, befolgt zu werden. Die Werte und Regeln bedürfen einer Begründung und eines Bezuges zu realen Situationen.
  4. Unternehmensorganisation: Die Verantwortlichkeiten müssen klar definiert und kohärent sein. Jedes Mitglied der Organisation muss wissen, wer was macht und wie die eigenen Handlungen sich auf das Kollektiv auswirken.
  5. Verantwortung: Prävention ist nicht die Angelegenheit einer einzelnen Person: Jede und jeder muss ihren/seinen Teil dazu beitragen, für sich selbst und für andere – unabhängig von der hierarchischen Ebene. Die Übernahme von Verantwortung schafft ein Gefühl der Zugehörigkeit und Solidarität.
  6. Lernen: Die Präventionskultur beruht auf ständiger Hinterfragung und kontinuierlicher Verbesserung. Es gilt, Vorfälle zu analysieren, Lehren daraus zu ziehen und diese Learnings in die tägliche Routine zu integrieren.

Das Engagement des Personals aufrechterhalten
Eine Präventionskultur zu etablieren ist ein wichtiger Schritt, aber das ist nur der Anfang. Damit sie Wirkung zeigt, muss das Engagement dauerhaft bestehen bleiben und die gesamte Organisation die Werte der Arbeitssicherheit- und des Gesundheitsschutzes verinnerlichen. Um das Engagement langfristig aufrechtzuerhalten, sind folgende Prinzipien wertvoll:

Entscheidungen gemeinsam treffen: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in sicherheitsrelevante Entscheidungen einzubeziehen, ermöglicht es, die Missstände vor Ort zu erfassen – die Mitarbeitenden kennen diese am besten. Mitsprache stärkt die Akzeptanz, denn sie verkörpert das kollektive Engagement für eine sichere und gesunde Arbeitsumgebung. Das Personal wird so zum Motor der Präventionskultur.

Zuhören und Dialog bevorzugen: Kommunikation ist der Schlüssel zur Etablierung, aber auch zur Aufrechterhaltung einer Präventionskultur. Aktives Zuhören schafft ein Vertrauensklima zwischen allen Beteiligten. Es ist daher wünschenswert, Zeitfenster für periodische Diskussionen zu schaffen. Die aus dem Dialog gewonnenen Erkenntnisse sind wertvoll, um Massnahmen anzupassen und Probleme zu erkennen, bevor sie aus dem Ruder laufen.

– Prävention in den Alltag integrieren: Teamrituale, Aushänge, Erinnerungen bei Besprechungen und Schulungen: Die Prävention muss im Arbeitsalltag der Organisation verankert werden. Dabei ermöglicht die Nutzung verschiedener Informationskanäle, die Prävention in den Köpfen präsent zu halten.

– Vorbildliches Verhalten würdigen: Indem wir uns bedanken, bewährte Praktiken öffentlich anerkennen und gemeinsame Erfolge feiern (etwa die Anzahl der Tage ohne Unfall). wird Sicherheit zu einem starken Motor für den Zusammenhalt. Die Führungskräfte müssen mit gutem Beispiel vorangehen, damit alle Mitarbeitenden überzeugt folgen.


Ständige Weiterentwicklung
Die Präventionskultur ist niemals starr: Sie muss sich permanent weiterentwickeln und sich an gewonnene Erkenntnisse und Veränderungen in der Arbeitswelt anpassen. Die Kultur beruht vor allem auf den Menschen – indem man sie teilt und täglich lebt, entfaltet sie ihre volle Wirkung und zeitigt Erfolge.

Für die ASGS-Fachkräfte ist dies ein permanentes, anspruchsvolles und faszinierendes Tätigkeitsfeld. Jeden Tag tragen sie dazu bei, Arbeitsplätze sicherer und gesünder zu gestalten, indem sie die Präventionskultur verkörpern und ihre Entwicklung sowie Verbreitung fördern.