Stress wird oft als « Volkskrankheit des 21. Jahrhunderts » bezeichnet und ist ein allgegenwärtiges Phänomen in der Arbeitswelt. Er kann zu vielfältigen Problemen führen und verursacht hohe Kosten für die Wirtschaft und das Gesundheitssystem. Die Spezialistinnen und Spezialisten für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz (ASGS) stehen bei der Stressbekämpfung an vorderster Front. Wo stehen wir im Kampf gegen Stress? Und wie gehen die ASGS-Fachkräfte vor, um die Situation zu verbessern? Ein Überblick.
Stress ist ein wichtiges Thema in der Arbeitswelt. Im Jahr 2022 gaben schätzungsweise 28,2 % der Erwerbstätigen an, am Arbeitsplatz einem kritischen Stressniveau ausgesetzt zu sein (Quelle: Job-Stress-Index 2022). Eine besorgniserregende Situation für die betriebliche Gesundheit, insbesondere auch im Hinblick auf die Tatsache, dass weitere 45,4 % der Erwerbstätigen ihre Stresssituation als erhöht bezeichneten. Lediglich 26,4 % der Befragten waren demnach kaum oder gar nicht von Stress betroffen. Es ist also offensichtlich, dass ein Grossteil der Arbeitnehmenden in der Schweiz unter Stress leidet. Stress kann zu Absenzen führen, was Kosten verursacht. Schätzungen zufolge kostet die Volkskrankheit die Schweizer Wirtschaft jährlich rund 6 Milliarden Franken. Stress ist also sowohl für die Arbeitnehmenden als auch für die Unternehmen ein echtes Problem.
Welche Folgen hat Stress am Arbeitsplatz?
Die Folgen von arbeitsbedingtem Stress reichen weit über die Arbeitswelt hinaus. Bei der Bekämpfung von Stress geht es darum, die gesamte Dimension der Auswirkungen zu erfassen und die Folgen für die verschiedenen Lebensbereiche der Arbeitnehmenden einzubeziehen. Am Arbeitsplatz führt Stress unter anderem zu geringerer Motivation, höheren Fehlzeiten, mangelnder Zufriedenheit und einer geringeren Identifikation mit dem Unternehmen. Stress kann auch zu einer höheren Unfallrate führen, da Mitarbeitende unter Druck dazu neigen, nachlässiger und risikoreicher zu arbeiten. Ausserhalb der Arbeit wirkt sich Stress vor allem negativ auf die Gesundheit aus. Menschen, die am Arbeitsplatz gestresst sind, sind insgesamt weniger gesund: Sie neigen eher zu Herzproblemen, Stoffwechselstörungen, psychischen Problemen, Muskel-Skelett-Erkrankungen und Schlafstörungen.
Wie entsteht Stress?
Vor diesem Hintergrund könnte man meinen, Stress sei Schicksal, eine unvermeidbare Folge der Arbeitswelt. Doch woher kommt der Stress eigentlich? Warum ist er am Arbeitsplatz so weit verbreitet? Und ist er wirklich unvermeidlich?
Stress wird hauptsächlich als Folge einer Überforderung, respektive Überbeanspruchung der verfügbaren Ressourcen betrachtet. In der Schweiz geht man davon aus, dass das Gleichgewicht zwischen Ressourcen und Belastungen mehr oder weniger ausgeglichen ist, wobei die Tendenz eher zu einem Übermass an Belastungen geht: Im Jahr 2022 betrug das durchschnittliche Verhältnis 50:66 zugunsten der Belastungen, der Wert 50 steht für ein ausgeglichenes Verhältnis der beiden Vergleichsgrössen (Quelle: Job-Stress-Index 2022).
Wenn ein Gleichgewicht hergestellt werden soll, müssen die Belastungen und Ressourcen in möglichst vielen Ausprägungen erfasst werden. Belastungen können sowohl psychischer Art sein, wie z. B. unrealistische Zielsetzungen, mangelnde Anleitung oder Mobbing, als auch physischer Art, wie etwa Muskelermüdung, unangemessene körperliche Belastung oder die Arbeit mit risikoreichen Substanzen. Die relevanten Einflussflussfaktoren auf Ressourcenseite reichen von hochwertigem Arbeitsmaterial über eine neue Arbeitsorganisation bis hin zu Lob und Motivation durch Vorgesetzte. Stress ist also ein Produkt vieler Elemente der Arbeitsumgebung und der Arbeitsorganisation. Die gute Nachricht: Es möglich ist, auf diese Elemente einzuwirken und so arbeitsbedingtem Stress entgegenzuwirken.
Die positiven Auswirkungen der ASGS-Fachkräfte
Die Arbeitssicherheit und der Gesundheitsschutz sind eine gesetzliche Verpflichtung für Unternehmen. Angesichts der oben Missstände ist klar, dass viel getan werden muss, um den Stress in den Unternehmen zu reduzieren. Die ASGS-Spezialistinnen und -Spezialisten unterstützen mit ihrem Know-how Unternehmen bei der Optimierung von Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz. Sie sind wichtige Akteure bei der Verhütung von Unfällen und arbeitsbedingten Gesundheitsproblemen. Ihre systematischen Massnahmen zielen darauf ab, die Gefahren in einem Unternehmen an ihrer Quelle zu reduzieren und so die grundlegenden Ursachen für Stress am Arbeitsplatz wirksam zu bekämpfen. Im Rahmen der Zusammenarbeit gehen sie auch auf die spezifischen Probleme am einzelnen Arbeitsplatz ein. Sie ermitteln die vorhandenen Belastungen und prüfen, ob diese reduziert werden können oder ob neue Ressourcen zur Belastungsreduktion erforderlich sind. Ihr Tätigkeitsfeld ist vielfältig: ASGS-Fachleute können beispielsweise eine neue Arbeitsorganisation vorschlagen, die Einhaltung der Ruhezeiten überwachen, für die Erneuerung von Arbeitsmitteln und -kleidung sorgen, Schulungen zum effektiven Umgang mit Stress durchführen, die Arbeitnehmenden regelmässig für Sicherheitsmassnahmen sensibilisieren oder auf verfügbare Angebote hinweisen, etwa die Möglichkeit eines Kontakts mit Arbeitspsychologinnen oder -psychologen sowie Ergonominnen respektive Ergonomen.
Abschliessend lässt sich festhalten: Stress am Arbeitsplatz ist zweifellos ein ernst zu nehmendes Thema. Ein Thema, dem sich die ASGS-Spezialistinnen und -Spezialisten professionell annehmen und einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Situation leisten.